Das Leben um uns herum wird immer schneller. Kommunikation über Telefon, SMS, Email und Instant-Messenger wird immer mehr beschleunigt. Man erwartet von uns zu jederzeit erreichbar zu sein und natürlich auch zu antworten. Das ganze Leben findet immer mehr online statt, sei es durch Online-Kauf bei Amazon, Zalando, oder wie auch immer die Konkurrenten heißen. Sei es durch die sozialen Netzwerke in denen wir täglich mit den neuesten Events bombardiert und zu Selbstdarstellern werden.
Ich möchte das nicht verurteilen; ich finde die Möglichkeiten des Internets toll, verbringe viel Zeit online – vielleicht sogar zu viel. Aber wir müssen uns bewusst sein, wie sich das auf unser Leben auswirkt. Durch den Zwang immer und überall erreichbar zu sein und Ereignisse für unser soziales Netzwerk zu erleben, geraten wir in Hektik, Stress. Und wir stecken unsere Mitmenschen an.
Bei mir sieht das so aus: ich schaue auf die Uhr uns muss vor fünf Minuten aus dem Haus gegangen sein. Ich ziehe die Tür zu, renne die Treppe herunter und gerade, als ich die Tür aufmache, merke ich, dass ich zwei Sachen vergessen habe. Ich renne wieder nach oben, hole die Sachen und verliere schon wieder Minuten. Draußen angekommen realisiere ich, dass ich vergessen habe das Licht oder die Heizung auszumachen. Oder was auch immer ich mir noch vorgenommen habe. Noch mehr verloren. Wäre ich in Ruhe gegangen, wäre das nicht passiert. Und ich hätte im Endeffekt weniger Stress gehabt.
Vor allem die Generation nach uns kennt kein anderes Leben mehr. Für sie gab es keine Zeit ohne Internet, schnelle PCs und Smartphones. Für sie ist es nicht normal sich zu Hause hinzusetzen und ein Buch zu lesen. Musik zu hören, um Musik zu hören. Einfach mal nachzudenken. Dazu einen Kakao, oder Tee, oder Kaffee.
Mein Vater hat behauptet, dass Menschen in vielen Jahren oder Jahrzehnten durch Technik einsam werden. Zwar vernetzt mit der ganzen Welt, aber vor ihrem dreidimensionalen Holo-Touchscreen. Einsam. Mein Argument dagegen ist, dass die soziale Ader tief in uns vernetzt ist, und nicht verloren gehen wird. Allerdings müssen wir auch lernen auf unsere Bedürfnisse zu hören und diese zu schätzen. Wenn wir nie mitbekommen, wie es ist auf dem Deich am Rhein zu sitzen, mit Freunden zu quatschen oder Gitarre zu spielen, können wir dieses Gefühl auch nicht einschätzen und ihm nachgehen.
Im Sommerlager ist es unser Anspruch, den Jugendlichen etwas mitzugeben, was sie noch nirgendwo anders erfahren haben. Sei es durch diese große Lebensgemeinschaft, das In-sich-gehen beim Beten oder “Events”, die sie sonst nie mitgemacht hätten.
Dabei ist es wichtig nicht immer alles schneller, größer, lauter und besser zu machen. Wir können den Kindern vorleben sich zu setzen, zu zu hören, aber auch zu sprechen. Wir können den Kindern das Wir-Gefühl mitgeben. Das Leben entschleunigen und bewusst werden lassen.
Nur wie erreichen wir das? Wir müssen bei uns selbst anfangen. In diesem Moment egoistisch sein, und uns auf unser Leben konzentrieren und kleine Dinge schätzen lernen. Seien es der blaue, klare Himmel draußen, ein uns bekanntes Nummernschild oder unser Lieblingslied im Radio. Das macht uns glücklich – wenn wir es nur zulassen.
Aber wir können unsere Glücklichkeit auch selbst beeinflussen: wir können uns selbst in Situationen bringen, in denen die Zeit quasi stehen bleibt (Modewort “entschleunigen”). Eben mal ein Buch lesen, oder Musik hören, spazieren gehen, eine Ausstellung oder Museum besuchen oder inspirierende Gespräche mit engen Freunden führen.
Genau das können wir auch unseren Kindern mitgeben: Wir können uns selbst glücklich machen, wenn wir nur mal stehenbleiben und auf unser Herz hören.